Projekt in Calw-Stammheim (NAK) 2022 II/13 Neubau

Für die neuapostolische Kirche in Calw-Stammheim erfolgte die Ausschreibung für eine neue Pfeifenorgel. Die Disposition sollte sich an der spätbarocken süddeutschen Orgellandschaft orientieren.

Bei den Überlegungen zur Disposition des Instruments stieß ich auf eine sehr interessante Orgel dieser Epoche. Die Schlosskapelle in Schwetzingen beherbergt ein Denkmalinstrument des Andreas Ubhauser aus dem Jahr 1806. Mit der Auftragsvergabe zeichnete sich ab, dass wir uns in der Disposition und den Mensuren an diesem Vorbild anlehnen würden.

Ohne größere Kompromisse einzugehen, wurde ein Werk mit 13 Registern konzeptioniert. Drei Stimmen davon sind als Wechselschleifen angefertigt. Sie können somit wahlweise im ersten oder zweiten Manual bespielt werden.

Die Gamba 8’ steht überwiegend im Prospekt. Entsprechend der historischen Vorgabe wurden hier keine Bärte angebracht. Ihr Charakter ist daher deutlich weniger sägend als es bei romantischen Stimmen der Fall ist. Auch das Anspracheverhalten ist tendenziell gemächlicher.

Bei der Flaut Travers 8’ sind die Basspfeifen zusammen mit dem Bourdon als Holzpfeifen angelegt. Innenlabiierte Holzpfeifen sind in der kleinen Oktave verbaut, erst jetzt folgen in der Melodielage die überblasenden Metallpfeifen.

Eine Flaut Dus 4’ ist von C - h’ als metallgedeckte Stimme mit runden Aufschnitten disponiert. Es folgen zylindrisch offene Pfeifen.

Die Mixtur als Klangkrone ist ihrem Vorbild entsprechend mit klaren Oktavrepetitionen versehen. Das verleiht ihr schon im Bassbereich deutliche Helligkeit. Das Cornet ist zusammen mit der Quinte 2 2/3’ angelegt. Es erklingt auch aufgrund der ausbleibenden Repetitionen deutlich herber als die Mixtur und verleiht dem Werk damit einen zungenstimmenhaften Charakter.

Dass der Gesamtklang als spätbarock weich mit klaren zeichnenden Stimmen versehen bezeichnet werden kann, liegt nicht zuletzt am niedrigen Winddruck von lediglich 65 mmWS. Die angelegte Temperierung nach Vallotti unterstreicht die Verortung der Orgel.

Äußerlich waren von den Architekten einfache klare Formen gewünscht worden. Diesem Wunsch sind wir mit dem flächig und schlicht gehaltenen Entwurf gerne nachgekommen. Die Prospektpfeifen zeigen dennoch mit den unterbrochenen Pfeifenkörpern einen natürlichen Tonverlauf an. Die beiden überhöhten Seitentürme stehen symbolisch für die Pedaltürme barocker Instrumente. Der abgesetzte Mittelteil der Pfeifen setzt sich zur Basis hin fort zur Spielanlage, die in Eiche eher dunkel gehalten das Zentrum bildet.